Die Wurzeln ds Judo 

Wie Judo entstand und sich durchsetzte

Der Weg in den Westen

Judo in Deutschland

 Die Wurzeln des Judo reichen bis in die Nara-Zeit (710-784) zurück. In den beiden damaligen Chroniken Japans, dem Kojiki (712) und dem Nihonshoki (720), gibt es Beschreibungen von Ringkämpfen, die mythologischen Ursprungs sind. Seit 717 fanden am Kaiserhof alljährlich Preisringen statt, an denen Ringer aus allen Provinzen teilnahmen. Dieses Ringen wurde Sechie-Zumo genannt. Die Bushi griffen dieses Sumo auf und entwickelten daraus das yoroikumiuchi (Ringen in voller Rüstung).

Mit dem Aufstieg der Kriegerklasse Ende des 12. Jahrhunderts erlebten die Kampfkünste einen starken Aufschwung. Das kulturelle Geschehen wurde immer mehr vom Geist der Bushi bestimmt. In dieser Zeit entwickelten sich die Ursprünge des Bushido.

Im Japan der Ashikaga-Epoche (1136-1568) entwickelten sich die unterschiedlichsten waffenlosen Nahkampfsysteme. Eine Variante war Kogusoku (kleine Rüstung). Diese Kampfart war nach denen in dieser Zeit neu entwickelten leichteren Rüstungen benannt. In der Literatur und den historischen Dokumenten aus dieser Zeit finden sich weitere Nahkampfsysteme wie Tai-Jutsu („Körperkunst"), Torite („Ergreifen der Hände"), Koshi-no-Mawari („Hüfteindrehen"), Hobaku („Ergreifen"), Torinawajutsu („Kunst der Ergreifens und Verbindens").

In der Mitte des 16. Jahrhunderts führten die Portugiesen die Schusswaffen in Japan ein und die Kriegskünste - bugei mit Schwert, Pfeil und Bogen verloren auf dem Schlachtfeld an Bedeutung. Ihre Traditionen wurden aber in der Edo-Zeit fortgeführt und im Sinne des Prinzips Bunbu (literarische Bildung und militärische Praxis) zur Pflicht gemacht.

Für das Prinzip des Nachgebens Ju in der Kampfkunst gibt es verschiedene Einflüsse, Erklärungen, Legenden und Anekdoten: Im Konjaku-Monogatari findet man zum ersten Mal den Begriff yawara (weich) im Zusammenhang mit einer Geschichte über das japanische Ringen. Groß waren sicherlich auch die chinesische Einflüsse, denn seit der Ashikaga-Epoche wurde offiziell der Handel mit China aufgenommen und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts immer weiter ausgedehnt.

Über die Entstehung des Jiu-Jitsu existieren unterschiedliche Berichte, die einen legendenhaften Charakter haben. Ihr historischer Wahrheitsgehalt ist schwer nachzuweisen. Die poetisch schönste ist sicherlich die des Arztes Akiyama Shirobei aus Hizen, der in China Medizin und die Kunst der Selbstverteidigung studierte. Wieder in Japan, zog er sich in einen Tempel namens Dazai-Tenjin zurück. Der Anekdote nach war es Winter, und am 21. Tag im Tempel trat starker Schneefall ein. Er betrachtete die Bäume; ihm fiel auf, dass viele Äste unter der Last des Schnees brachen, die des Weidenbaums aber wegen ihrer Elastizität nachgaben und den Schnee abgleiten ließen. Auf Grund dieses Vorgang soll der Arzt Shirobei das Prinzip des „Ju" - Nachgebens - in der Kampfkunst eingeführt haben. In der ersten Hälfte der Edo-Epoche (17./18. Jahrhundert) entwickelten sich unzählige Jiu-Jitsu- oder artverwandte Schulen - Ryu.

Wie Judo entstand und sich durchsetzte - Judo im heutigen Japan

Mit dem Ende der Tokugawa-Zeit und der Öffnung Japans kam es auch zu starken Veränderungen in der japanischen Gesellschaft. Durch die Meiji-Reform kam es zu einer Fülle von staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Reformen. Die japanischen Künste wurden stark zurückgedrängt alles „westliche" hatte Vorrang. Doch schon zu Beginn der achtziger Jahre gab es eine Rückbesinnung im Bezug auf die geistlichen und sittlichen Werte.

Jigoro Kano (1860-1938) wuchs in diesem Japan der extremen Veränderungen auf. Er lernte Jiu-Jitsu an verschiedenen Schulen wie der Tenshinshinyo-Ryu und der Kito-Ryu. Hier erreichte er das Menkyo Kaiden, also die uneingeschränkte Lehrerlaubnis (Das uns bekannte Gürtelsystem wurde erst später durch Kano eingeführt).

1882 gründete Jigoro Kano seine eigene Schule, den Kodokan („Ort zum Studium des Weges") in der Nähe des Eisho-Tempels im Stadtteil Shitaya in Tokio. Er nannte seine Kunst Judo - allgemeinhin sehr schlecht als  „sanfter Weg" übersetzt, die bessere und genauere Übersetzung ist "Prinzip der Flexibilität". Beim Judo befreite er die alten Jiu-Jitsu-Stile von gefährlichen Elementen. Stöße, Schläge, Tritte und viele Hebeltechniken, insbesondere die Kleingelenkhebel, wurden ersatzlos gestrichen oder in die Kata, eine spezielle Übungsform integriert. Dies ermöglichte einTraining oder einen Zweikampf, ohne dass größere Verletzungen zu befürchten waren.
 

Judo setzte sich in Japan allerdings erst durch, als die Schüler Kanos (zuvor Jiu-Jitsu Praktizierende) im Jahre 1886 einen regulären Kampf zwischen der Kodokan-Schule und der traditionellen Jiu-Jitsu-Schule „Ryoi-Shinto Ryu" für sich entscheiden konnten. Aufgrund dieses Erfolges verbreitete sich Judo in Japan rasch und wurde bald bei der Polizei und der Armee eingeführt. 1911 wurde Judo an allen Mittelschulen Pflichtfach.

Der berühmte japanische Regisseur Akira Kurosawa drehte seinen ersten Film Sanshiro Sugata 1943 über das Judo.

Als größter Judoka aller Zeiten gilt Masahiko Kimura, der in seiner Judolaufbahn nur vier Kämpfe verlor.

Der Weg in den Westen

1906 kamen japanische Kriegsschiffe zu einem Freundschaftsbesuch nach Kiel. Die Gäste führten dem deutschen Kaiser ihre Nahkampfkünste vor. Wilhelm II. war begeistert und ließ seine Kadetten in der neuen Kampfkunst unterrichten. Der damals bedeutendste deutsche Schüler war der Berliner Erich Rahn, der im Jahre 1906 die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule gründete. Weitere Pioniere im Judo sind Alfred Rhode und Heinrich Frantzen (Köln). 1926 fanden in Köln im Rahmen der 2. Deutschen Kampfspiele die ersten Deutschen Judo (Jiu-Jitsu)-Meisterschaften statt. 1932 wurde im Frankfurter Waldstadion die erste internationale Judo-Sommerschule durchgeführt. Anlässlich der Judo-Sommerschule wurde am 11. August 1932 der Deutsche Judo-Ring gegründet. Erster Vorsitzender wurde Alfred Rhode. Der Begriff Judo setzt sich, wie schon im restlichen Europa, auch in Deutschland durch. 1933 besuchte Jigoro Kano mit einigen Schülern auf einer Europareise auch Deutschland und gab Lehrgänge in Berlin und München.

Im August 1933 wurde Judo von den Nationalsozialisten in das Fachamt Schwerathletik des Deutschen Reichsbundes eingegliedert und verlor damit seine Eigenständigkeit. Die letzten Deutschen Meisterschaften in der NS-Zeit fanden 1941 in Essen statt. Die ersten Judo-Europameisterschaften wurden 1934 im Kristallpalast in Dresden ausgerichtet.

Nach dem 2.Weltkrieg war Judo bis 1948 durch die Alliierten verboten. 1951 fanden in Frankfurt die ersten Deutschen Meisterschaften nach dem 2.Weltkrieg wieder statt. 1953 wurde der Deutsche Judobund (Vorsitz: Heinrich Frantzen) gegründet. 1970 wurden in Rüsselsheim die ersten Deutschen Meisterschaften der Frauen ausgerichtet.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio, 1964, war Judo erstmals als olympischer Sport zu sehen. Informationen über Erfolge deutschsprachiger Sportler sind in späteren Abschnitten zu finden.

Heute wird Judo in über 150 Ländern ausgeübt und ist damit die weitest verbreitete Kampfsportart der Welt.

Judo in Deutschland

Der nationale Verband in Deutschland ist der Deutsche Judobund (DJB). Der DJB hat ca. 200.000 Mitglieder und ist damit der größte Kampfsportverband in Deutschland. Diesem wiederum unterstehen die 18 Judolandesverbände. Der DJB richtet die nationalen und internationalen Meisterschaften von Deutschland aus. Die Landesverbände organisieren die regionalen Meisterschaften und stellen die regionalen Kampfrichter- und Gürtelprüfungsordnungen.

Der Deutsche Judo-Bund ist im Deutsch-Olympischen Sportbund organisiert und nur der Deutsche Judo-Bund wird vom Kodokan als nationaler Verband mit entsprechendem Graduierungsrecht anerkannt.

Judo ist in Deutschland auch heute noch die Kampfsportart mit den meisten Aktiven.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio, 1964, war Judo erstmals als olympischer Sport zu sehen. Der Kölner Wolfgang Hofmann war der erste deutsche Judoka, der eine Medaille (Silber) bei Olympischen Spielen gewann. Klaus Glahn konnte 1964 in Tokio mit Bronze und 1972 in München mit Silber als erster deutscher Judoka 2 Medaillen bei Olympischen Spielen gewinnen. Bei der Judo-Weltmeisterschaft 1979 in Paris errang Detlef Ultsch für die DDR den ersten Judo-Weltmeistertitel (seinen zweiten WM-Titel errang er 1983). Der erste deutsche Olympiasieger war Dietmar Lorenz , ebenfalls für die DDR, 1980. Olympiasieger 1984 wurde der heutige Bundestrainer Frank Wieneke, der 1988 in Seoul auch noch eine Silbermedaille gewann. Bis zur Wiedervereinigung brachten die Frauen in der damaligen BRD die Medaillen von Weltmeisterschaften nach Hause. Barbara Claßen aus Grenzach Wyhlen erringt 1982 in Paris den ersten Weltmeisterschaftstitel der Damen für den DJB. 1987 gewann Alexandra Schreiber bei der Judoweltmeisterschaft in Essen die Goldmedaille. Danach schaffte dies in Barcelona 1991 Frauke Eickhoff aus Hermannsburg als dritte Frau, 1993 gefolgt von dem Gewinn der Goldmedaille von Johanna Hagn, die auch 1996 als erste deutsche Judoka bei den Olympischen Spielen Bronze gewann. Das Jahr 1991 war für den DJB das mit drei Weltmeistertiteln erfolgreichste Wettkampfjahr überhaupt. Neben Frauke Eickhoff gewannen Udo Quellmalz und Daniel Lascau die weiteren Titel in Barcelona. 1996 gewann Udo Quellmalz die Goldmedaille in Atlanta. Bereits 1992 hatte sich Udo Quellmalz in Barcelona die Bronzemedaille erkämpft. Mit zwei Weltmeistertiteln 1991 und 1995 ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Judoka aller Zeiten. Als erfolgreichster Leichtgewichtler (bis 60 kg) gilt der Münchener Richard Trautmann, der 1992 und 1996 jeweils Bronze bei den Olympischen Spielen gewann. 2004 wurde Yvonne Bönisch die erste weibliche Olympiasiegerin im Judo in Deutschland.

 

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